Fechtclub Thun

Fechtsport im Berner Oberland

Geschichte des Fechtens

Der Fechtsport gehört zu den ältesten Sportarten der Menschheit. Er wurde schon in der Antike als bewaffneter Zweikampf zwischen zwei Personen betrieben. Die Duellkultur entwickelte sich in Europa im Spätmittelalter. Das Schwert, Waffe und Prestigesymbol der kriegerischen Elite, war ursprünglich dem Adel vorbehalten. Der ehrenhafte Zweikampf wurde bei Turnieren, oder bei Gottesurteilen durch Kampf(mit scharfen Waffen) betrieben, als Training für den Ernstfall. Ab dem späten Mittelalter emanzipierte sich das Bürgertum, unter anderem durch das Tragen von Waffen.

Im militärischen Bereich verloren Blankwaffen durch das Auftauchen von Feuerwaffen weitestgehend ihre Bedeutung. In der Renaissance kamen zuerst in Italien und Spanien die ersten Rapiere auf. Sie unterschieden sich vom Langschwert durch schmale Klingen und elegante Gefässe. Diese Waffen verbreiteten sich schnell in Europa. Im 16. Jhr. prägte der Franzose Henri Saint Didier die meisten heute noch gebräuchlichen Fechtausdrücke.

 

Dragonerdegen um 1750 mit Klinge aus dem 17. Jahrhundert
Säbel für Unteroffiziere, Kanton Bern um 1760

Ab 1700 begannen die Waffen die heute bekannten Formen anzunehmen. Der Degen wurde die Waffe des Offiziers (welcher zumeist adelig war), mehr Symbol als noch brauchbare Kriegswaffe. Die schwere Kavallerie war bewaffnet mit einer schweren Version, genannt Haudegen oder Pallasch, der mehr zum Schlagen denn zum Stechen geeignet war.

Preussischer Kürassier-Pallasch M 1732 (Replica)
Offiziers-Degen Ordonnanz 1817

Der geschwungene Säbel wurde zur Bewaffnung der leichten Kavallerie.

Dragoner Mannschaftssäbel Ordonnanz 1817 Kanton Bern

Diese Bewaffnung wurde so zuletzt im ersten Weltkrieg eingesetzt, war damals aber schon lange nicht mehr zeitgemäss und wurde bald abgeschafft (In der Schweizer Armee wurden Blankwaffen erst 1942 abgeschafft, was damals sehr bedauert wurde).

Offiziers-Galadegen von 1940

Im 19. Jhr. erlebte der Fechtsport einen rasanten Aufschwung. Um 1880 wurde von einem Gentleman erwartet, das er ein tadelloser Fechter war, der seine oder anderen Ehre in einem Duell zu verteidigen wusste (diese wurden 1871 in Deutschland verboten). 1862 wurde in Hannover der erste Fechtclub gegründet, 1896 wurden die ersten deutschen Meisterschaften ausgetragen. Das Fechten war eine der Gründungssportarten der Olympischen Spiele, die erstmals in diesem Jahr ausgetragen wurden. 1955 wurde der schwere Säbel abgeschafft.

Thun hat als Waffenplatz seit 1817 eine grosse Bedeutung. Daher sind auch die militärischen Sportarten gut vertreten. In der Mitte des 19. Jhr. boten immer wieder Fechtmeister Kurse in Thun an. 1866 gründete sich der Turnverein Thun mit einer Untersektion für den Fechtsport. In den folgenden Jahren übernahm der Unteroffiziersverein Thun die Fechtabteilung. Während des 1. Weltkriegs und der Grenzbesetzung fanden zunächst noch Trainings statt, sie wurden dann aber eingestellt. Erst 1936 wird durch Zufall im Archiv des U.O.Vereins eine Kiste mit Fechtmaterialien gefunden. Mit Feuereifer wurde die Fechtsektion von 5 Mitgliedern wieder ins Leben gerufen. Der 2. Weltkrieg beendete zunächst wieder den Fechtbetrieb. 1946 löste sich die Fechtsektion vom U.O.V. und der Fechtclub Thun wurde gegründet.

Schw. Säbelmeisterschaft Lausanne 1938 Die nummerierten Fechter sind die Gründer des Fechtclubs